Gamification -
Sinnvoll oder doch nur Spierlerei?

Gamification - Erfolgreich durch Spielelemente

Obwohl es eine weit verbreitete Ansicht ist, dass sich Arbeit und Spiel grundsätzlich nicht miteinander vereinbaren lassen – Spieleautor Alex Randolph forderte beispielsweise einst, „so wenig wie möglich [zu] arbeiten, soviel wie möglich [zu] spielen“ –, hat sich mit der Einführung von Gamification in den Arbeitsalltag eine neue Möglichkeit eröffnet, die vermeintlichen Gegensätze dennoch miteinander zu verbinden. Doch worum geht es bei Gamification eigentlich?

Warum Gamification?

Der Begriff Gamification tritt seit circa 10 Jahren vermehrt im Arbeitskontext auf. Neben der immer weiter zunehmenden Digitalisierung, Computerisierung und Verbreitung von Social Media wird als weiterer Grund für das wachsende Interesse an Gamification die Möglichkeit für Unternehmen gehandelt, durch spielerische Arbeitsprozesse auf einzigartige Weise mit MitarbeiterInnen und KundInnen in Kontakt treten zu können. Entgegen vieler Vorurteile zielt Gamification nicht darauf ab, Arbeit allgemein durch Spielen zu ersetzen. Stattdessen sollen unterschiedliche Arbeitsaufgaben neu, ansprechender und abwechslungsreicher gestaltet werden, indem diese mit bekannten Merkmalen und Designs aus der Spieleindustrie versehen werden. Wichtig dabei ist, den Arbeitsplatz jederzeit als nicht-spielerischen Kontext anzuerkennen und damit eine klare Abgrenzung zu herkömmlichen Spielsituationen zu ziehen. In diesem Zusammenhang ist es daher auch unerlässlich, dass das Spiel einen bestimmten – arbeitsbezogenen – Zweck verfolgt und klare Ziele vorgibt.

Psychologischer Hintergrund

Gamification greift dabei auf unterschiedlichste Prinzipien und Modelle aus der Psychologie zurück. Zum einen ist die Belohnung als zentraler Baustein eines jeden Spiels in der operanten Konditionierung bzw. dem Behaviorismus von Skinner verwurzelt. Dabei werden positive Anreize gewährt, wenn ein erwünschtes Verhalten gezeigt und wiederholt wird. Gamification zielt nach diesem Prinzip darauf ab, das Verhalten von MitarbeiterInnen, KundInnen und anderen (unternehmensexternen) Personen nachhaltig und effizient in eine erwünschte Richtung zu verändern. Zum anderen spielen auch arbeitspsychologische Modelle zur Motivation und Zielsetzung eine große Rolle. Ein konkreter Vorteil von Gamification ist dabei, dass die intrinsische Motivation, sprich die Freude an der Arbeitstätigkeit selbst, gefördert wird, während klassische Arbeitstätigkeiten häufig nur durch extrinsische Faktoren wie das Gehalt motiviert sind. Ebenso ist Gamification erfolgversprechend, um negative Erscheinungen am Arbeitsplatz wie Ermüdung und Monotonie zu bekämpfen, indem Abwechslung und Spaß geschaffen werden. Auch positive Auswirkungen auf das Arbeitsklima und die Teameffektivität wurden berichtet.

Gamification als Erfolgsfaktor

Allgemein wird Gamification in den unterschiedlichsten Branchen und Zusammenhängen eingesetzt. Zu diesen zählen der Aus- und Weiterbildungsbereich, die Gesundheitsförderung, Mensch-Computer-Schnittstellen, das Transportwesen oder die Nachhaltigkeitsförderung. Gamification ist dabei häufig auf verschiedene Formen technischer Unterstützung angewiesen. Beispiele hierfür sind nicht nur Web-Technologien oder Computersoftwares, sondern auch ein steigender Einsatz mobiler Anwendungen wie Smartphone-Apps sowie von Wearables. Jedoch sind auch ortsgebundene Spiele umsetzbar, die nicht primär auf digitale Voraussetzungen angewiesen sind.

Beispielsweise setzen im Hinblick auf die betriebliche Gesundheitsförderung immer mehr Unternehmen auf bewegungsaufzeichnende Programme, um sowohl eigene Erfolge festhalten als auch diese in Wettbewerben mit KollegInnen vergleichen zu können. In wissenschaftlichen Studien zum Thema Gamification konnte zudem gezeigt werden, dass das Eintragen in Bestenlisten einen motivierenden Einfluss auf die Leistung von MitarbeiterInnen in Brainstormings hat und Feedbackprozesse unterstützen werden können.

Ein konkreter Einsatz von Gamification wurde darüber hinaus in einer portugiesischen Studie zum Thema Onlinebanking untersucht. Hierfür wurde die sogenannte Anwendung FuteBank erstellt, die ein gamifiziertes Portfolio Management anbietet. Die Benutzeroberfläche stellt dabei ein Fußballfeld mit einer Mannschaftsaufstellung dar. Während die gesamte Mannschaft das Portfolio repräsentiert, stehen die unterschiedlichen Spieler für verschiedene Anlagefonds. Deren Position am Spielfeld wiederum spiegelt das Risiko des jeweiligen Anlagefonds wider. Durch diese Form von Gamification und die inkludierten sozialen Hinweisreize sollte die Verwaltung des Portfolios ansprechender und einfacher gestaltet werden. Die Studienergebnisse wiesen darauf hin, dass die gamifizierte Benutzeroberfläche im Gegensatz zu einem Onlinebanking mit herkömmlichen Design stark mit sozialen Aspekten zusammenhängt, was wiederum die KundInnenmotivation erhöht, die Seite häufiger aufzurufen und dort Finanzgeschäfte durchzuführen.

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Bildquellen: Rodrigues, Oliveira & Costa (2016, S. 400)

Werden Sie kreativ!

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Bevor Sie sich nun dazu entschließen, der Gamification in Ihrem Unternehmen eine Chance zu geben, möchten wir Ihnen einige Hinweise mit auf den Weg geben, die Sie bei der Umsetzung unterstützen sollen. Zuerst muss klar erfasst werden, welche Verhaltensweisen am Arbeitsplatz erwünscht und unerwünscht ist – sprich: was Sie sich von Ihren MitarbeiterInnen, KundInnen und anderen Personen erwarten und was nicht. Diese Verhaltensweisen gilt es im nächsten Schritt, in spielerische Merkmale umzuwandeln, welche wiederum mit alltäglichen Arbeitsanforderungen und -verantwortlichkeiten verbunden werden müssen. Wie könnten Sie die Bindung und Teilnahme der SpielerInnen gezielt fördern? Welchen realen Wert könnte man erreichten Spielständen oder Rängen in Bestenlisten beimessen? Hierbei ist auch zu beachten, dass nicht jede Aktivität gleichermaßen gut gamifiziert werden kann. Außerdem sollten bisherige Erfahrungen mit und Einstellungen gegenüber Spielen bei potentiellen NutzerInnen hinterfragt werden, da diese den Erfolg gamifizierter Arbeitsprozesse maßgeblich mitbestimmen können. Daher wird auch empfohlen, Daten über die Leistung der SpielerInnen zu erheben, um diese beispielsweise mit Ihren Erwartungen abstimmen zu können. Abschließend ist es ein weiterer Erfolgsfaktor für die Umsetzung von Gamification, SpielerInnen unmittelbar eine Rückmeldung über ihre Leistung zu geben. Das Feedback motiviert dabei nicht nur AnwenderInnen, am Ball zu bleiben, sondern kann auch zur kontinuierlichen Anpassung des gamifizierten Arbeitsprozesses genutzt werden.