Risiko Teilzeitarbeit?

Aktuelle Studien der Universität Graz gemeinsam mit research-team zeigen, dass Personen, die Teilzeit berufstätig sind, unter Umständen stärker Burnout – gefährdet sind, als Vollzeit Berufstätige. Welche Dinge sollte daher ein Unternehmen beachten, das seinen MitarbeiterInnen größere Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung bieten möchte?

Für die meisten ArbeitnehmerInnen (ca. 61%) ist die momentane Arbeitszeit ideal. Unter den Vollzeitbeschäftigten ist der Wunsch nach einer Reduktion aber recht ausgeprägt. Welche Gründe sind dafür besonders ausschlaggebend? 
Nach den Gründen für die Berufstätigkeit gefragt, sind für Frauen, die ja am häufigsten Teilzeit arbeiten, die nicht-finanziellen Motive viel wichtiger als für Männer (s. Familienbericht Graz 2001 von Jiménez). Wenn eine Verringerung der Arbeitszeit angestrebt wird, geht es daher besonders um die Vereinbarkeit von Familie/Privatleben und Beruf: Die Vereinbarkeit wird sogar an zweiter Stelle der Wichtigkeit für die Arbeitszufriedenheit genannt.

Eine Reduktion der Arbeitszeit bei Vollzeitbeschäftigten scheint daher eine ideale Lösung zu sein. Dennoch zeigen sich in der Praxis versteckte und bisher wenig beachtete Gefahren:

Die größte Beanspruchung in der Arbeit zeigt sich nicht bei ganztägig Beschäftigten, sondern bei Personen mit Teilzeit. Diese haben auch erhöhte Werte für ein Burnout-Risiko. Insbesondere Frauen haben hier höhere Gefährdungsmomente. 
Wo liegen aber die Gründe für diese höheren Beanspruchungen? Allgemein werden hier in erster Linie Mehrfach-Belastungen (Beruf, Haushalt, eventuell sogar mehrere Jobs) angenommen. Neueste arbeitspsychologische Untersuchungen zeigen jedoch, dass es weitere Fallen bei einer Arbeitszeitreduktion gibt.

Noch zu wenig beachtet ist die Gefahr des Ausklammerns aus der Karriere- und Weiterbildungsschiene. Es ist immens wichtig, für alle MitarbeiterInnen gleichwertige Möglichkeiten zu bieten. Dies bedeutet z.B. auch die Berücksichtigung bei Schulungsmaßnahmen oder auch in „einfachen“ Besprechungen. Eine nächste mögliche Falle bei einer Arbeitszeitreduktion ist jedoch, wenn die Arbeitsinhalte weniger Herausforderung oder Inhalte enthalten. Dies sind jedoch entscheidende Faktoren für die Motivation im Arbeitsleben.

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Teilzeit-Arbeit ist also nicht immer und prinzipiell das ideale Ziel. Wenn es aber um die Reduktion von Vollzeit auf Teilzeit geht, gibt es viele Aspekte zu berücksichtigen. Es muss stets die Situation des Betriebs und der ArbeitnehmerInnen beachtet werden. Die Planung einer für Betrieb und ArbeitnehmerInnen idealen Arbeitszeit kann durch ArbeitspsychologInnen gut unterstützt werden. Bereits durch einfache Maßnahmen kann ein sehr hoher Gewinn für beide Seiten erzielt werden.