Wie viel Management steckt im BGM? -
Der Einsatz betriebswirtschaftlicher Instrumente im betrieblichen Gesundheitsmanagement

Betriebswirtschaft Gesundheitsmanagement: Expertin Michi Höfer

Sprachlich zeigt das betriebliche GesundheitsMANAGEMENT als Weiterentwicklung der betrieblichen Gesundheitsförderung schon sehr klar, worauf es abzielt: Eine Steuerung aller gesundheitsrelevanten Themen im Unternehmen unter einem Dach. Doch wie wird aus Management mehr als nur ein Verwalten? Mag.a Michaela Höfer von research-team sprach beim 4. Symposium-Gesundheit an der Donau Universität Krems über den Einsatz betriebswirtschaftlicher Instrumente im BGM.

Was genau ist eigentlich betriebliches Gesundheitsmanagement?

Die Grundlage des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) ist die Strategie des Unternehmens. Das BGM unterstützt auf der Gesundheitsseite das Unternehmen darin, seine strategischen Ziele und Visionen zu erreichen. Denn nur gesunde MitarbeiterInnen, die mit Freude arbeiten, schöpfen ihr volles Potenzial aus, um gemeinsam in Richtung Unternehmensstrategie zu arbeiten!

BGM steuert und wirkt auf mehreren Ebenen:

Es systematisiert

Es nutzt Synergien

Es baut auf Vorhandenem auf

Es sichert die Qualität

Es verbindet das Unternehmen mit der gesundheitsrelevanten Außenwelt (Krankenkassen, FGÖ, Gemeinden, Netzwerk BGF, AUVA u.v.m.)

Die Basis ist so wie in der Betrieblichen Gesundheitsförderung die Verhaltens- und die Verhältnisebene!

Strategieplanung und Implementation

Bei der Planung eines BGMs sollten grundlegende betriebswirtschaftliche Instrumente der Strategieplanung beachtet werden:

  1. Was umfasst bei uns BGM?
    Der Gesundheitsbegriff ist sehr umfassend. Für ein effizientes Management ist aber eine klare Definition des Arbeitsbereiches entscheidend. In diesem Schritt ist es also wichtig, konkret zu benennen, welche Themen und Bereiche zum BGM gehören und wo sich der Bereich abgrenzen sollte.

  2. Verankerung des BGM im Unternehmen
    Hier sollte definiert werden, wo das BGM im Unternehmen verankert ist. In manchen Unternehmen ist eine Angliederung an den HR-Bereich sinnvoll, in anderen ist BGM als Stabstelle am wirkungsvollsten, wieder andere verbinden die Themen Sicherheit und Gesundheit und knüpfen es an den HSE-Bereich. Ein Grundrezept hierfür gibt es nicht. Dies muss von Unternehmen zu Unternehmen unter Abwägung der Chancen und Risiken entschieden werden.

  3. Übergabe an eine/n HauptverantwortlicheN
    Auch in weniger hierarchisch organisierten Unternehmen ist eine klare Verantwortlichkeit für das Thema Gesundheitsmanagement wichtig. Dieser Schritt erleichtert die Verknüpfung der vielen relevanten Bereiche.

  4. Ableitung der Vision & Strategie des Unternehmens sowie der aktuellen Megatrends in eine Vision & strategische Ziele des BGM
    Das BGM sollte immer in Einklang mit den Unternehmenszielen stehen, um für die Erreichung der strategischen Ziele arbeiten zu können, Synergien zu nutzen und Berührungspunkte zu schaffen. Die klare Formulierung von strategischen BGM-Zielen hilft dabei, über die verschiedenen Bereiche hinweg kongruente Maßnahmen zu erstellen.

  5. Zur Verfügung stellen von entsprechenden Ressourcen (Personal, Betriebskosten und Budget)
    Wie jeder andere Unternehmensteil muss das BGM mit ausreichend Mitteln ausgestattet werden, um seiner Aufgabe nachkommen zu können. Die Budgetplanung und –verwendung kann dabei bereits zu einem Controlling-Instrument werden und später für Kosten-Nutzen-Berechnungen herangezogen werden.

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Keynote-Speaker und BGM-Experte: Professor Bernhard Badura

Werkzeuge bei der Strategieumsetzung

Ein etabliertes BGM verfügt über eine Vielzahl von Werkzeugen, um spezifisch wirksam zu sein: Instrumente zur Kennzahlengewinnung (z.B.MitarbeiterInnenbefragungen), partizipative Instrumente (z.B. Gesundheitszirkel) und Portfolioanalysen sind sinnvoll. Auch klassische Management-Tools, wie die Besprechungslandkarte, die Kompetenzmatrix oder die Balanced Scorecard sind im BGM hervorragend anwendbar.

Ein weiteres wichtiges Element sind Marketing und Kommunikation des BGM. Das „Produkt“ Gesundheit sollte so attraktiv wie möglich sein. Besonders in der Sensibilisierung von Führungskräften für das Thema liegt großes Potenzial, da diese zu Multiplikatoren werden können. Auch Aushänge, Informationsveranstaltungen und Aussendungen über das Intranet tragen dazu bei, dass Angebote von den MitarbeiterInnen besser angenommen werden.

Die Qualitätssicherung liefert wertvolle Kennzahlen zum Nachweis von Erfolgen und zur Identifikation von Handlungsfeldern. Wichtig ist, dass die Qualität einzelner Maßnahmen und TrainerInnen, die Zielerreichung sowie natürlich die Qualität des BGM-Prozesses als Ganzes untersucht wird. Regelmäßige Evaluationen und die Durchführung von Lessons Learned können hier hilfreich sein.

Abschließend stellt die strategische Integration in bestehende Managementsysteme einen besonders wichtigen Punkt dar. Wenn gezielt Überschneidungen der einzelnen Unternehmensbereiche mit dem BGM identifiziert werden, kann schnell und tief in die Struktur des Unternehmens hineingewirkt werden und Gesundheit wird dadurch mit geringem Aufwand im Unternehmen verankert.

Fragen an die Expertin

Speziell an Frau Mag.a Höfer wurde die Frage gerichtet, ob sich auch internationale Unternehmen in Österreich für Gesundheitsförderung und –management in ihren österreichischen Niederlassungen einsetzen. Auf Basis ihrer langjährigen Erfahrung als Arbeits- und Organisationspsychologin berichtete Frau Mag.a Höfer, keinen erkennbaren Unterschied zwischen österreichischen und internationalen Unternehmen erlebt zu haben. Als sehr positives Beispiel nannte sie das südafrikanische Papierunternehmen sappi, dessen Standort in Gratkorn in diesem Jahr den nationalen BGF-Preis gewinnen konnte. Auch die Magna Steyr in Graz etablierte ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement, in welchem die Themen Prävention und Sicherheit sukzessive integriert und systematisiert zu einem übergreifenden MitarbeiterInnenangebot zusammengeführt wurden.

Auch kam die Frage auf, wie in sehr hierarchischen Organisationen (beispielsweise dem Bundesheer) die Begeisterung und Teilnahme an Gesundheitsmaßnahmen gesteigert werden könnte. Als ehemalige Polizeipsychologin riet Frau Mag.a Höfer dem Fragesteller insbesondere zu Interventionen mit hohem Selbsterfahrungsanteil. (Anregeungen dazu finden Sie vielleicht in unseren Beiträgen zum Thema Gamification oder gehirngerechte Arbeitssicherheit).

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Mag.a Michaela Höfer in der Abschlussdiskussion mit allen Vortragenden des Symposiums


Fotos mit freundlicher Genehmigung von Sylvia Plach.